Rezensionen

 

Dagmar Gilsdorf:
Die moderne Medizin hat enorme Erfolge zu verzeichnen, viele Menschenleben gerettet und das zu erwartende Lebensalter deutlich nach oben verschoben. Immer diffizilere  Diagnoseverfahren, Operationstechniken und medikamentöse Behandlungen machen das seit Jahrzehnten, vor allem in den sogenannten industrialisierten Ländern möglich – doch ist ein hohes Alter für sich allein erstrebenswert? Wie steht es um unsere Gesundheit und die Lebensqualität bis zum Lebensende und was ist der Preis dafür? Und das meine ich nicht nur finanziell.

In unserem Studium übernehmen wir die wissenschaftlichen Erfolge und später im praktischen Alltag die Vorgaben von Gremien und Krankenkassen.

Und manchmal dauert es lange, bis bestehende Fakten hinterfragt werden und deren vermeintlicher Nutzen sich sogar ins Gegenteil verwandelt, siehe die Thematik um Fluorid.

Aus meiner gut 30-jährigen Praxiserfahrung als Landärztin, die schon immer an „alternativen“ Methoden interessiert ist und schon sehr früh Akupunktur und TCM angewendet hat, kenne ich diese Situationen, in denen Patienten und Kollegen in der klassisch fundierten westlichen Medizin das alleinige Heil sehen. Überraschend finde ich die Erkenntnis, dass einerseits viele Patienten diese Heilmethoden erwarten und gleichzeitig sich viele an alte Hausmittel wagen oder z.T. wenig seriösen Heilversprechen aufsitzen.

Umso erfreulicher wenn sich immer wieder Human-/Zahnmediziner den alten medizinischen Erfahrungen öffnen und dabei Erstaunliches entdecken.

Enttäuschend finde ich die nächste Erkenntnis, dass wir viele Heilmethoden, die teilweise seit Jahrtausenden ihre Wirkung zeigen, erst dann anerkennen, wenn wir sie wissenschaftlich nachweisen können, dabei völlig ignorierend, dass Untersuchungsmethoden und Analyseverfahren, die für bestimmte Nachweise erforderlich sind, „menschengemacht“ sind und nur das finden können, wonach wir suchen. Wo bleibt da die so hoch gelobte Erfahrung!?

Und dann schreibt eine Zahnärztin ein solches Buch!

Zeigt professionell und wissenschaftlich akribisch alte Hausmittel versus Goldstandard (CHX: Chlorhexidin) auf, dabei zum großen Teil nebenwirkungsfrei und vor allem einfach im täglichen Gebrauch anzuwenden. Ich ziehe meinen Hut vor der Leistung von Frau Dr. Wagner, die viel Zeit für diese Recherchen aufgewendet hat und gleichzeitig einen Ratgeber, gespickt mit Wissen, auf den Weg gebracht hat, der sowohl die Fachkollegen aufhorchen lässt als auch den interessierten Laien in klar verständlichen Worten das Knowhow für die tägliche Mundpflege anbietet, sei es zur Prophylaxe oder auch bei schon bestehenden Symptomen im Mundbereich und weit darüber hinaus.

Bei jeder Zeile spürt man die begeisterte Zahnärztin, die wissenschaftlich fundierte Sachverhalte hinterfragt und mit altbewährten Mitteln vergleicht und dabei ihr eigenes Tun ständig hinterfragt.

Bei der Vorstellung z.B. des Ölziehens, so einfach und plausibel erklärt, lief mir buchstäblich das Wasser im Mund zusammen und ich griff am nächsten Morgen sofort zu unserem Kokosöl, das ich nun allmorgendlich beim Hundegassigehen nutze und immer hoffe, das mich kein Nachbar anspricht 😉

Auch für mich als Allgemeinmedizinerin gibt es eine Menge Neuigkeiten bis hin zu den vielfältigen Keimen, die unsere Mundflora beeinträchtigen und damit zu vielen schlimmen Erkrankungen im gesamten Organismus führen können.

Und gegen fast alle(s) ist ein Kraut gewachsen! Faszinierend dieses große Kapitel und die Auflistung von pflanzlichen Heilkräutern, deren Wirkung und die meist einfache Zubereitung, um sie zu nutzen.

Das Spektrum, das die Autorin anbietet, ist vielfältig. Bekannte krankmachende Situationen wie Fehlernährung, ein Übermaß an freien Radikalen, fehlende Mundpflege – um nur einige zu nennen werden ebenso erwähnt wie Zusammenhänge, die für unsere (Mund)Gesundheit wichtig sind, wie z.B. die vielfältige Funktion unseres Speichels. Und die Konsequenzen bei Nichtbeachtung der grundlegenden Mundhygiene können beachtliche Ausmaße annehmen.

Danke für dieses anregende Buch!

Ich bin begeisterte „Ölzieherin“!
Dagmar Gilsdorf